WAS IST EIGENTLICH MONTESSORI?

PRINZIPIEN

Das Kind...

  • wird als ganzer, vollwertiger Mensch gesehen und in seiner Persönlichkeit geachtet
  • wird dabei unterstützt, Schwierigkeiten zu meistern, anstatt sie zu umgehen
  • wird dabei unterstützt, das eigene Lernbedürfnis zu befriedigen. Dabei spielt es eine große Rolle, was wann gelernt werden will (sensible Phasen)
  • wird dabei unterstützt, einen freien Willen zu entwickeln indem es Raum für freie Entscheidungen bekommt
  • wird dazu animiert, selbstständig zu denken und zu handeln
  • wird als "Baumeister seines Selbst" gesehen
  • offener Unterricht und Freiarbeit
  • die Beobachtung des Kindes soll den Lehrenden dazu führen, geeignete didaktische Techniken anzuwenden, um den Lernprozess optimal zu fördern

 

Der Grundgedanke der Montessori Pädagogik ist:

     „Hilf mir es selbst zu tun.“

 

MARIA MONTESSORI UND DIE ENTSTEHUNG DER MONTESSORI PÄDAGOGIK

Quelle: Wikipedia | Dieses Bild ist nach Angaben von Wikipedia gemeinfrei.
Quelle: Wikipedia | Dieses Bild ist nach Angaben von Wikipedia gemeinfrei.

* 31. August 1870 in Chiaravalle, Italien; † 6. Mai 1952 in Noordwijk aan Zee, Niederlande

 

Maria Montessori war eine italienische Ärztin, Philosophin, Philanthropin und Reformpädagogin. Sie entwickelte die Montessori Pädagogik. In ihrem Medizinstudium beschäftigte sie sich vor allem mit Embryologie und der Evolutionstheorie. Ihre Wissenschaftsauffassung entsprach dem Positivismus. Montessori arbeitete während des Studiums an einer psychiatrischen Klinik in Rom und spezialisierte sich schließlich auf Kinderheilkunde. Später arbeitete sie als Assistenzärztin der römischen Universitätskinderklinik in der Kinderpsychiatrie. Dort beschäftigte sie sich hauptsächlich mit geistig behinderten Kindern, die dort nur notdürftig versorgt wurden. Der würdelose und verwahrloste Zustand dieser Kinder berührte sie so sehr, dass sie sich zur Aufgabe machte, diesen Zustand grundlegend zu ändern.

Später studierte sie noch Anthropologie, Psychologie und Erziehungsphilosophie und gründete schließlich 1907 die Tagesstätte "Casa di bambini" für geistig gesunde Kinder aus sozial schwachen Familien.

 

Sie betreute die Kinder selbst und wandte schließlich die Methoden, die sie eigentlich für geistig behinderte Kinder entwickelt hatte auf die geistig gesunden Kinder an. Die Resultate waren für sie so überwältigend, wie sie in ihrem Buch "Kinder sind anders" beschreibt, dass sie daraus dann Step by step ihre heute bekannte Methode entwickelte.

 

Ein Schlüsselerlebnis war für sie ein 3-jähriges Mädchen, welches sich hoch konzentriert mit Einsatzzylinderblöcken beschäftigte, ohne sich auch von irgendetwas ablenken zu lassen. Dieses Phänomen bezeichnete sie als „Polarisation der Aufmerksamkeit“, deren experimenteller Erforschung sie einen Großteil ihrer weiteren Arbeit widmete. 

MONTESSORIS ENTWICKLUNGSPSYCHOLOGIE IN STICHPUNKTEN

  • Drei Phasen des kindlichen Entwicklungsprozesses:
    1. Das Erste Kindheitsstadium (0–6 Jahre): prägend, da sich in diesen Jahren die Persönlichkeit und Fähigkeiten des Kindes formen
    2. Das Zweite Kindheitsstadium (6–12 Jahre) bezeichnet sie als stabile Phase
    3. Das Jugendalter (12–18 Jahre) ist die Zeit einer radikalen Umwandlung.
  • Entscheidend für die Montessori Pädagogik und die jeweiligen Lehrmaterialien ist die Beobachtung, dass eine der wichtigsten sensiblen Phasen jedes Kindes jene der „Verfeinerung der Sinne“ ist
  • „Freiheit so viel wie möglich, Grenzen so viel wie nötig“
  • „sensible“ oder „sensitive Perioden“: In solchen Phasen ist das Kind in besonderer Weise empfänglich für bestimmte Anreize aus der Umwelt, z.B. im Zusammenhang mit Bewegung, Sprache oder sozialen Aspekten. Findet das Kind während einer sensiblen Phase eine Beschäftigung, die genau seine Bedürfnisse anspricht, ist das Kind zu einer tiefen Konzentration fähig, die als Polarisation der Aufmerksamkeit bezeichnet wird.

MEINE HALTUNG DAZU

Ich bin fasziniert von Maria Montessori und ihrer Arbeit. Die Methoden und Lehrmaterialien sind für mich in vielerlei Hinsicht sehr sinnvoll. Gerade in der heutigen, hektischen und durchgetakteten Zeit bietet der Montessori Ansatz für mich eine Haltung, die die Bedürfnisse des Kindes in den Vordergrund stellen und einen Platz für Ruhe und Konzentration schaffen. Die Materialien sind oft sehr einfach anzubieten und oft auch selbst herzustellen, was für mich und meinen Sohnemann eine willkommene Abwechslung zu den herkömmlichen Spielzeugen bringt.

 

Das Kind als vollwertige Person zu sehen, dass eigene Entscheidungen treffen darf, ist für mich ein Zeichen von Liebe und Wertschätzung und eine Haltung, die das Kind zu einem selbstbewussten und wissbegierigen Jugendlichen und Erwachsenen machen kann.

 

"Hilf mir, es selbst zu tun" ist für mich ein sehr hilfreicher Leitsatz, den ich so gut es geht in den Alltag einbaue. Denn ich sehe, dass es meinem Kind Freude bereitet, wenn etwas selbstständig erledigt werden kann.

 

In den vergangenen Jahren mit Kind sind mir immer wieder die sensiblen Phasen meiner Kinder aufgefallen. Die Nächte waren noch miserabler als sonst, die Stimmung des Minimenschen war so schwankend wie eine Achterbahnfahrt und das Bedürfnis, meine Nähe aufzusuchen war nochmal um 100% gesteigert. Es gab wieder einmal viel zu verarbeiten. Und jedes Mal, wenn sich dann alles wieder langsam normalisierte, hatte das Kind neue Fähigkeiten. Dies bestärkt mich, in Montessoris Pädagogik eine für uns ideale Möglichkeit zu haben, das Erlernen von neuen Dingen zu unterstützen. Alles zu seiner Zeit.

 

Ich bin aber weit davon entfernt, alles in unserem Familienleben auf Montessori einzustellen. Ich picke mir die Ansätze heraus, die für mich Sinn machen und die auch noch zeitgemäß sind. Denn man darf nicht außer Acht lassen, wann Maria Montessori gelebt hat! Eine verbreitete und gern gelebte Idee auf den Montessori Blogs und Foren, die ich verfolge ist das Thema "unrealistische Bücher". Manche verbannen fantasievolle Geschichten und Bücher ganz aus den Kinderzimmern. Dies möchte ich so aber nicht Leben, denn in meinen Augen ist Fantasie der schönste Aspekt der Kindheit. Ich denke, Maria Montessori wollte in ihrer Zeit die Kinder damit einfach davor schützen, dass ihnen ein X für ein U vorgemacht wird. Und das sehe ich genauso. Jedoch spricht für mich nichts gegen eine sprechende Maus, die ihren Mäuse-Alltag erlebt.

 

Ich versuche zu Hause Elemente wie das Floorbed oder Regale auf Kinderhöhe und den Lernturm in der Küche einzubauen, wir sind aber weit weg von einem von A bis Z gelebten Montessori Home. Bevor erstes Kind auf die Welt kam, nahm ich mir vor, kein Plastikspielzeug anzuschaffen, wenig Spielzeug im Zimmer zu haben und alles blinkende, lärmende rigoros auszusortieren, aber da gibt es ja auch noch diesen kleinen wunderbaren Menschen, der seine Plastikspielsachen einfach liebt und dies auch bei anderen Kindern sieht und gerne damit spielt. Wieso sollte ich ihnen das also verwehren?!

 

Ungefähr ein Mal im Monat packt es mich und ich versuche unseren Spielbereich im Wohnzimmer "auszumisten" und alles wieder übersichtlicher zu gestalten, neue Materialien anzubieten und mir Gedanken zu machen, was mein Kind momentan interessiert. Und dann findet mein Kleiner während ich im Keller die Wäsche mit ihm mache zufällig im Vorbeigehen eben doch wieder das kleine olle, nervige und laute Auto, dass er dann freudestrahlend wieder mit nach oben nimmt oder eine meiner Freundinnen bringt das aussortierte Prinzessinnentelefon mit, welches auch bei Besuchskindern eines der beliebtesten Spielzeuge ist.

 

Auch beim Thema Erziehung im Allgemeinen hat sich bei vielen Montessori Anhängern das "unerzogen Leben" entwickelt. Dies ist aber für mich auch eine zu starre Variante. Bei uns geschieht viel durch Vorleben, das heißt ich versuche zu vermeiden zu sagen "Wie sagt man?", sondern ich bedanke mich anstelle meines Kindes bei der jeweiligen Person und mein Großer sagt es mittlerweile von sich aus, wenn er es möchte. Auch darf bei uns nicht alles vom Kind entschieden werden (Hände waschen, Zähne putzen,...), aber bei Dingen, die mir persönlich nicht so wichtig sind, gebe ich ihnen die Möglichkeit zu wählen, wie zum Beispiel was es zum Abendessen geben soll oder welche Socken angezogen werden.

 

Wie in jeder Familie geht es auch oft chaotisch und stressig zu. In solchen Momenten ist es für mich persönlich dann auch nicht realistisch komplett im Monte-Style zu handeln. Dann ist es eben auch mal anders. Ganz „normal“ halt. 

 

So ist das Leben. Bunt gemischt.


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