Mit unserem 51 cm großen neuen Chef waren wir also ab sofort auch nachts erreichbar... Ich muss zugeben, die Umstellung von Murmeltier zur nachtaktiven Eule hat mich eiskalt erwischt! Bevor ich Mutter wurde, konnte ich schon Mal das ganze Wochenende im Bett verbringen. Sicher, man könnte jetzt sagen "Das hast du ja aber alles vorher gewusst!". Trotzdem habe ich mir das Ganze dann doch nicht so hart vorgestellt. Im Allgemeinen waren meine Vorstellungen vom Leben mit Baby ungefähr so wie in der aktuellen Werbung des marktführenden Windelherstellers: Windel nass und günstig - Baby weint, Windel trocken und mit Bärchen drauf - Baby schläft und ist glücklich. So einfach ist es dann halt leider doch nicht!
3-Monats-Koliken, ZAHNEN, Schnupfen, Nachtschreck, schlechte Träume, zu früh ins Bett gebracht, zu spät ins Bett gebracht, genau richtig ins Bett gebracht - aber trotzdem nicht müde... Ich könnte die Liste endlos weiterführen! Es scheint, als gäbe es zahlreiche Faktoren, die es unserem Mini schwer machen, nachts durchzuschlafen.
Wenn wir unseren Mini dann anfangs stundenlang durch die Wohnung getragen haben und er endlich eingeschlummert war, fielen wir selbst wie in Trance ins Bett und... KONNTEN NICHT SCHLAFEN! Entweder wir betrachteten glücklich unser hübsches Kind und konnten die Augen nicht von ihm lassen oder wir waren in Sorge, ob mit ihm wirklich alles in Ordnung ist. Verrückt, dieses Eltern sein!
Tagsüber zog uns der Schlaf an, wie ein Magnet. Mein Mann musste natürlich wieder arbeiten und er kommt irgendwie schon immer mit weniger Schlaf aus. Aber ich war so unendlich müüüüüüüüde! Niemals zuvor lernte ich eine solche Müdigkeit kennen - außer vielleicht nach einer langen Reise nach Übersee, bei der man 27 Stunden unterwegs ist und im Flugzeug nicht richtig schlafen kann. Nur meistens kann man sich nach einer solchen Reise irgendwann entspannen und richtig ausschlafen. Nicht so, wenn man einen kleinen Chef hat, der tagsüber gut gelaunt die Wohnung unsicher macht. :)
Ab der Geburt unseres Kindes hörten wir fast täglich die äußerst hilfreichen ;) Sätze wie "Er hat bestimmt Hunger!", "Vielleicht reicht deine Milch nicht aus...", "Er hat bestimmt Bauchweh!", "Manche Kinder bekommen auch mit einem Monat schon Zähne!", "Komisch, meine 8 Kinder haben alle von Anfang an durchgeschlafen!" (das kann ich kaum glauben), "Geb ihm abends ein Fläschchen, dann schläft er durch." und "Das ist alles nur eine Phase!". (Der letzte Spruch ist mir leider neulich selbst schon rausgerutscht. :D)
Der Schlafmangel hat mich zeitweise wirklich an meine persönlichen Grenzen gebracht - kein Wunder, dass Schlafentzug auch als Foltermethode eingesetzt wurde. Immerzu war ich auf der Suche nach einer Lösung. Die Angst, dass ich nie wieder schlafen werde war riesengroß. (Irgendwann war ich so matt in der Birne, dass ich davor tatsächlich Angst hatte...) So wurde ich zum gefundenen Fressen für Eltern-Ratgeber! :D
Hier eine kleine Auswahl meiner Käufe: Besucherritze: ein ungewöhnliches Schlaf-Lern-Buch, Lotta schläft - endlich!, Jedes Kind kann schlafen lernen, Schlaf gut, Baby! Der sanfte Weg zu ruhigen Nächten, Mama schläft jetzt durch: So überstehen Sie die ersten 500 Nächte mit Baby, und noch ein paar mehr. Eine besondere Empfehlung aus diesen Büchern möchte ich aber für die Besucherritze: ein ungewöhnliches Schlaf-Lern-Buch von Eva Solmaz aussprechen! Irgendwie hat mich dieses Buch inhaltlich am ehesten angesprochen. Es bietet zwar keine Lösungen an, aber es hilft, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Mir hat es zumindest emotional geholfen. :)
Das Fazit, das ich aus der gesamten Lektüre für mich persönlich gezogen habe:
- Schlafen kann man eben nicht lernen! Das kindliche Gehirn muss eine gewisse Reife dafür haben, durchzuschlafen. Beim einen Kind kommt das früher, beim anderen später
- Ich bin dagegen, mein Kind zum alleine einschlafen zu zwingen
- Schreien lassen geht für mich persönlich gar nicht
- Ich schlafe selbst nicht gern allein - warum wundere ich mich da über mein Kind?!
- Die Zeit, in der mein Kind mich so sehr braucht ist auf das ganze Leben gesehen wirklich sehr kurz
- In anderen Kulturen ist es völlig normal, dass die gesamte Familie zusammen in einem Bett oder Raum schläft
- Verlasse dich auf deinen Instinkt
- Der Haushalt läuft nicht davon - schlafe wann immer du kannst!
- Es wird irgendwann besser
So in einer Liste formuliert hört sich das recht plausibel an. :) Ich hoffe, ich kann das in der nächsten langen Nacht auch wieder abrufen...
Ansonsten gilt das Motto: "Lieber Augenringe, als gar keinen Schmuck!".
In diesem Sinne - Schlaft gut!
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